Präsenz, hybrid und online: Im Jahr 2021 haben wir am Centrum Sprache und Interaktion verschiedene Veranstaltungsformate angeboten, die forschungsorientierte Lehre in den Mittelpunkt gestellt haben. Unser Ziel ist die Vermittlung theoretischer und methodischer Kenntnisse in der Interaktionalen Linguistik, die eng an aktuelle Forschungsarbeiten anknüpft und Studierende zur eigenständigen Durchführung empirischer Studienprojekten befähigt. Dabei sollen auch die spezifischen Voraussetzungen internationaler Studierende verstärkt in den Blick genommen werden.
- Gerade unter den Bedingungen der Distanz- bzw. Hybrid-Lehre stehen forschungsorientierte Seminare und Übungen, die eine aktive Partizipation der Studierenden erfordern, im Mittelpunkt der Tätigkeiten am CeSI. Inhaltlich befassten sich die 2021 angebotenen Veranstaltungen mit Themen wie „Temporalität der Sprache: Projektive und reaktive Konstruktionen im Gebrauch“, „Sprach- und Kulturvergleichende Linguistik“, „Interaktive Bedeutungskonstitution“ oder „Diskurspartikeln“. Ferner wurde eine Digitalvorlesung „Sprach- und kulturvergleichende Linguistik: Kontrastive und interkulturelle Analysen ‚Chinesisch-Deutsch'“ mit zugeordnetem Tutorium im Rahmen unserer GIP-Kooperation für die Masterstudierenden der XISU (Xi’an International Studies University) angeboten. Einen Überblick zu den 2021 angebotenen Seminaren finden Sie auf unserer Homepage.
- Das „Forschungslabor Gesprochene Sprache“ hat auch in Zeiten von Online- und Hybridformaten sein umfangreiches Angebot an Transkriptionskursen sowie die Beratungszeiten für Studierende aufrecht erhalten: So wurden im Jahr 2021 insgesamt 91 digitale und hybride Kurse und tägliche Sprechstundenzeiten via Zoom angeboten. Außerdem stand das Jahr im Zeichen einer Datenoffensive: Neben der Erschließung von 613 Minuten Gesprächsmaterial als zeitalignierte Transkription für die linguistische Audiodatenbank konnten allein im Wintersemester 220 neue Gesprächsaufzeichnungen gewonnen werden.
- Der Ausbau digitaler Angebote für internationale Forschende und Studierende, deren Mobilität aufgrund der Corona-Pandemie immer noch eingeschränkt war, war 2021 auch die Leitlinie für die Hauptphase der Germanistischen Institutspartnerschaft (GIP) zwischen dem Germanistischen Institut der WWU Münster und der Deutschen Fakultät der Xi’an International Studies University (Leitung: Prof. Dr. Susanne Günthner/Prof. Dr. Qiang Zhu; Ko-Leiter: Dr. Ortwin Lämke). Unter anderem wurde eine virtuelle Vortragsreihe angeboten, in der Lehrende aus ihren aktuellen Forschungsprojekten berichtetet. Dr. Katja Arens diskutierte etwa die Befunde ihrer Untersuchung zu lexikalischen Gliederungsmarkern mit den ZuhörerInnen. Die nominierten Gaststudentinnen Tianjin Wang, Yu Yang, Qian Yang und Yinglei Zang konnten online an den Lehrveranstaltungen des CeSI teilnehmen und wurden in Videosprechstunden betreut. Die Studentinnen Xiaoxue Tian und Xueying Zhao konnten ihr Stipendium im Wintersemester 2021/2022 in Präsenz starten. Außerdem beteiligen sich die Xi’aner-StudentInnen an mehreren GIP-Projekten, die in der Hauptphase der GIP initiiert wurden. In der von Prof. S. Günthner im WS 2021/2022 für die XISU durchgeführten wöchentlich stattfindenden Vorlesung „Sprach- und kulturvergleichende Linguistik: Kontrastive und interkulturelle Analysen ‚Chinesisch-Deutsch’“ standen methodische Fragen des Sprach- und Kulturvergleichs im Fokus. Neben einer grundlegenden Einführung in theoretische Konzepte und Methoden kultur- und sprachvergleichender Studien wurden Aspekte einer kultur- und sprachvergleichenden Linguistik – am Beispiel chinesisch-deutscher Analysen – präsentiert.
- Ferner konnte die Lernplattform LiLiS freigeschaltet werden. Interaktiv und multimodal bereitet LiLiS internationale Germanistik-Studierende auf ein Studium in Deutschland vor: Die NutzerInnen lesen nicht nur authentische Texte und setzen sich kritisch mit diesen auseinander, sie können außerdem ihr Wissen anhand von Quiz-Sektionen überprüfen, sie führen eigene Mini-Projekte durch und erhalten wertvolle Hinweise für das Leben und Lernen an einer deutschen Universität. Die sprachwissenschaftlichen Module sind spezifisch auf die Bedarfe internationaler Germanistik-Studierender ausgerichtet, die sich zum ersten Mal mit der linguistischen Beschreibung von Sprache in Interaktion befassen. Die Plattform wurde im Rahmen einer DAAD-Veranstaltung zu Germanistischen Institutspartnerschaften im November 2021 vorgestellt und diskutiert.
- Im Oktober 2021 erschien bei Stauffenburg der Sammelband „Gesprochene Sprache in der kommunikativen Praxis“ (hrsg. von Susanne Günthner, Juliane Schopf und Beate Weidner), der auf eine Tagung am Germanistischen Institut zurückgeht. Der Band versammelt Beiträge von internationalen GermanistInnen, die sich mit der Erforschung von Strukturen interaktionaler Sprache und deren Vermittlung im DaF-Unterricht befassen. Dabei liegt der Fokus auf den unterschiedlichen Perspektiven und Voraussetzungen, die im Unterricht Deutsch als Fremdsprache in den verschiedenen Ländern herrschen. Einen Überblick über die weiteren 2021 am CeSI erschienenen Publikationen finden Sie hier.
- In mehr als 10 virtuellen Gastvorträgen konnten 2021 Studierende und Lehrende Einblicke in aktuelle Arbeiten aus dem Forschungsfeld der Interaktionalen Linguistik gewinnen. Die Themengebiete reichten von „Humor in der interkulturellen Kommunikation: Deutsch – Russisch“ (Prof. Dr. Helga Kotthoff, Universität Freiburg) über „Tense, social action and social life“ (Prof. Dr. Chase Raymond, Boulder, Colorado) bis zu „Faziale Gestik in der Interaktion: Formen und Funktionen gehobener Augenbrauen“ (Dr. Carolin Dix, Universität Bayreuth). Weitere Vorträge vom und am CeSI aus dem Jahr 2021 finden Sie auf unserer Homepage.
- Im September 2021 fand eine interdisziplinäre Tagung zum Thema des „Normalen“ in der Medizin im Kontext des DFG-Netzwerks „Linguistik und Medizin“ am CeSI statt. Unter dem Titel „Normvorstellungen, Normalität(en) und Normativität – Interdisziplinäre Perspektiven auf das ‚Normale‘ in der Medizin“wurde in zwanzig Vorträgen diskutiert, welche Rolle der Normalitätsbegriff im Kontext der Medizin spielt und inwiefern sich eine Kooperation zwischen Medizin und Sprachwissenschaft als fruchtbar erweist. Ein Sammelband mit den interaktional ausgerichteten Beiträgen ist für 2022 geplant.
- Ferner fand im September 2021 das vierte Arbeitstreffen des DFG-Netzwerks „Interaktionale Linguistik“ in Münster statt, das von Dr. Katharina König (CeSI) und Dr. Martin Pfeiffer (Universität Freiburg) koordiniert wird. Als externe Experten bei der Hybridveranstaltung (hier ein kurzer Einblick über Twitter) waren Prof. Dr. Jan Lindström (Universität Helsinki, Finnland) und Prof. Dr. Mark Dingemanse (Radboud Universität Nijmegen, Niederlande) zu Plenarvorträgen eingeladen, in denen sie aktuelle methodische Herausforderungen der sprachkontrastiven Interaktionalen Linguistik diskutierten.
- Auch das nächste Jahr steht am CeSI ganz im Zeichen der Interaktionalen Linguistik: Im Sommersemester 2022 bieten wir unter anderem Seminare zu Empathie in der Interaktion und der sequenziellen Analyse transmodaler Messenger-Chats an. Im Rahmen der Vorlesung „Interaktionale Linguistik – Zur Grammatik sozialer Interaktion“ von Dr. Katharina König werden zwei weitere virtuelle Vorträge gehalten: Prof. Dr. Florence Oloff (Leibniz Institut für Deutsche Sprache, Mannheim) diskutiert am 12.01.2022 sequenzielle und multimodale Verfestigungen im Gebrauch von Intersubjektivitätsmarkern. Prof. Dr. Kristin Bührig und Juliane Schopf (Universität Hamburg) betrachten am 19.01.2022 das funktionale Spektrum der Responsivpartikel genau im NDR Podcast „Coronavirus Update“. Die Vorträge werden über Zoom gestreamt und sind daher für alle interessierten ZuhörerInnen zugänglich.
Das CeSI-Team wünscht einen guten Rutsch in das Jahr 2022! Bleiben Sie gesund!