CeSI-Jahresrückblick 2020

Das Jahr 2020 wird allen sicher als Corona-Jahr in Erinnerung bleiben. Das Centrum Sprache und Interaktion kann auf abwechslungsreiche und herausfordernde Monate zurückblicken: In Zeiten von Lockdown und Homeoffice haben wir verschiedene Online-Formate und Ressourcen für Lehre und Forschung entwickelt. Die im Folgenden aufgeführten Aktivitäten stehen also aufgrund der Corona-Situation im Zeichen digitaler Innovationen:

  • Auch unter den Bedingungen der Distanz-Lehre stehen forschungsorientierte Seminare und Übungen im Mittelpunkt der Tätigkeiten am CeSI. Inhaltlich befassten sich die 2020 angebotenen Seminare mit Themen wie „Pronomina im interaktiven Gebrauch“, „Ethnomethodologischer Konversationsanalyse“, „Sprache in Grenzsituationen des Lebens“ oder „Gesprochene Sprache im DaF-Unterricht“. Das Kurs- und Beratungsangebot des „Forschungslabors „Gesprochene Sprache“ wurde auf digitale Formate umgestellt. So wurde etwa der FoGSBau eingeführt, eine Plattform für die Kursverwaltung und die Abwicklung von Data-Crowdsourcing für Forschung und Lehre. Im laufenden Jahr konnten mittels Data-Crowdsourcing 360 Minuten Gesprächsmaterial als zeitalignierte Transkription erschlossen werden. Für Studierende, die im digitalen Semester eine Bachelorarbeit schreiben, wurden zudem verschiedene Online-Datensitzungen angeboten.
  • Im Januar 2020 startete die Hauptphase der 2017 begründeten „Germanistischen Institutspartnerschaft“ (GIP) zwischen dem Germanistischen Institut der WWU Münster und der Deutschen Fakultät der Xi’an International Studies University (Leitung: Prof. Dr. Susanne Günthner/Prof. Dr. Qiang Zhu; Ko-Leiter: Dr. Ortwin Lämke). Da die Reiseaktivitäten aufgrund der Corona-Pandemie 2020 eingeschränkt waren, wurden die GIP-Aktivitäten in den digitalen Raum verlegt: So hat Susanne Günthner etwa eine virtuelle Vorlesung zu „Musterhaftigkeit in der Sprache“ angeboten, die auf Xi’aner Seite von Qiang Zhu moderiert wurde. Dr. Jens Lanwer hält im Dezember eine Vorlesung zu Verben und ihrem interaktiven Gebrauch: Am Beispiel von Friseurgesprächen werden verschiedene Praktiken der epistemischen und affektiven Positionierung mit den Verben denken und finden behandelt. Ferner wurden im Frühjahr 2020 die Auswahlgespräche für die GIP-Stipendien per Zoom durchgeführt. Die nominierten Gaststudentinnen Tianjin Wang, Yu Yang, Qian Yang und Yinglei Zang konnten online an den Lehrveranstaltungen des CeSI teilnehmen und wurden in Videosprechstunden betreut. Außerdem beteiligen sich die Xi’aner-StudentInnen an mehreren GIP-Projekten, die in der Hauptphase der GIP initiiert wurden. Aus Mitteln des DAAD wird derzeit zudem eine digitale Plattform entwickelt, auf der in verschiedenen Lernmodulen Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens in Linguistik und Literaturwissenschaft für internationale Studierende vermittelt werden: LiLiS (dazu im kommenden Jahr mehr!).
  • Im Rahmen des Tandem-Fellowships des Stifterverbands hat Dr. Katharina König zusammen mit Prof. Dr. Michael Beißwenger (Universität Duisburg-Essen) ein Seminarkonzept für den Einsatz digitaler Ressourcen in linguistischen Lehrveranstaltungen zu internetbasierter Interaktion entwickelt, das sie im November 2020 im Rahmen des WWU Teach Tanks vorstellen konnte. Aus den Fellowship-Mitteln wurde zudem ein Zusatztool für die Mobile Communication Database entwickelt, das nun auch die Integration von Sprachnachrichten ermöglicht. Nach Anmeldung bei der Datenbank können Sie hier etwa einen Dialog aufrufen, bei dem sich ein Paar per Sprachnachricht Hinweise zum weihnachtlichen Geschenkauspacken schickt.
  • Im November ist die Festschrift „Verfestigungen in der Interaktion“ zu Ehren von Susanne Günthner als Open-Access-Band bei de Gruyter erschienen. Der Band geht zurück auf die 2017 am CeSI abgehaltene Festtagung und befasst sich mit Verfestigungen, die von relativ kleinteiligen Formaten wie sedimentierten Praktiken oder Handlungen bis hin zu Großformen wie kommunikativen Gattungen reichen. Auch nonverbale Routinemuster wie beispielsweise Gesten werden in den Blick genommen. Einen Überblick über die weiteren 2020 am CeSI erschienenen Publikationen finden Sie hier.
  • Zahlreiche Tagungen wurden 2020 in den virtuellen Raum verlegt. Susanne Günthner hat als keynote speaker an internationalen Konferenzen teilgenommen, wie etwa im November 2020 mit einem Beitrag zu „The Communicative Construction of Culture: Communicative Practices in German and Chinese Interactions“ an der „Conference on Language and Interdisciplinary Research on Language, University Pattimura/Ambon, Moluccas/Indonesia“. Ferner fand im September 2020 das dritte – dieses Mal hybride – Arbeitstreffen des DFG-Netzwerks „Interaktionale Linguistik“ in Freiburg statt, das von Dr. Katharina König (CeSI) und Dr. Martin Pfeiffer (Universität Freiburg) koordiniert wird. Weitere Vorträge vom und am CeSI aus dem Jahr 2020 finden Sie auf unserer Homepage.
  • Das Dissertationsprojekt von Nathalie Bauer mit dem Titel „Empathie in medizinischen Interaktionen – eine gesprächsanalytische Untersuchung“ wurde in diesem Jahr mit dem GAL-Förderpreis ausgezeichnet. Die Preisverleihung unter Beteiligung des GAL-Vorstandes sowie der Verlage De Gruyter, Peter Lang und Narr fand im Dezember 2020 online statt und kann hier angesehen werden.
  • Auch das nächste Jahr steht am CeSI ganz im Zeichen der Interaktionalen Linguistik: Im Sommersemester 2021 bieten wir unter anderem Seminare zu Temporalität und Sprache und zu multimodaler Interaktion an. Im Rahmen einer virtuellen Vortragsreihe „Praktiken –­ Handlungen ­– Aktivitäten“werden verschiedene Online-Gastvorträge gehalten, die die Lehrveranstaltungen inhaltlich und methodisch flankieren: Den Auftakt hat bereits im November 2020 Prof. Dr. Jürgen Streeck (University of Texas at Austin, USA) mit einem Vortrag zu dem Thema „Abstraktive Praktiken in der Gestik“ gemacht. Es folgen weitere Beiträge von Prof. Dr. William Hanks (University of California, USA), Prof. Dr. Arnulf Deppermann (Institut für Deutsche Sprache, Mannheim) und Prof. Dr. Angelika Linke (Universität Zürich, Schweiz). Die Vortragsreihe ist interdisziplinär angelegt, zumal der Forschungsbereich der Kommunikativen Praktiken an der Schnittstelle von Linguistik, Anthropologie, Kommunikationswissenschaften und Soziologie angesiedelt ist. Gerade aufgrund der Corona-Situation bietet diese Vortragsreihe eine ausgezeichnete Chance – nicht nur – für die „Internationalisierung at home“: Die Vortragenden werden ihre aktuelle Forschung in diesem interdisziplinären und kulturübergreifenden Feld präsentieren und mit den teilnehmenden Studierenden, DoktorandInnen und KollegInnen per Zoom diskutieren.

Das CeSI-Team wünscht einen guten Rutsch in das Jahr 2021! Bleiben Sie gesund!