Humboldt-Stipendiatin Prof. Dr. Ulrike Schröder zu Gast am Germanistischen Institut

Seit Anfang August forscht Prof. Dr. Ulrike Schröder von der Bundesuniversität von Minas Gerais (UFMG) Brasilien, im Rahmen eines einjährigen Humboldt-Forschungsstipendiums am Germanistischen Institut der WWU Münster. Sie studierte Kommunikationswissenschaft, Germanistik und Psychologie an der Universität Duisburg-Essen, wo sie 2003 promovierte und 2012 ihre Habilitation abschloss. Von 2003 bis 2006 war sie an der UFMG zunächst als DAAD-Lektorin beschäftigt, seit 2006 hat sie dort einen Lehrstuhl in der Germanistik inne. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die konzeptuelle Metapherntheorie, die kognitive und anthropologische Linguistik, interkulturelle Pragmatik, Deutsch als Fremdsprache sowie Semantik und Pragmatik. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt, das sie auch während ihres Forschungsjahres an der WWU weiter verfolgt, beschäftigt sie sich mit metakommunikativen Akten in der interkulturellen Kommunikation.

Kurzinterview mit Frau Prof. Dr. Ulrike Schröder

Was ist der Hintergrund Ihres jetzigen Forschungsprojekts? Welche Art von Daten verwenden Sie?

Es geht um metakommunikative Äußerungen in Gesprächen zwischen StudentInnen verschiedener kultureller Hintergründe. Bereits 2010 habe ich im Rahmen einer Pilotstudie in Brasilien Gespräche zwischen brasilianischen und deutschen StudentInnen auf Video aufgezeichnet. Im Laufe der Zeit wurde das Korpus kontinuierlich erweitert, mit dem Programm EXMARaLDA und nach den GAT 2-Konventionen transkribiert und der Kreis der ProbandInnen wurde auf weitere Kulturen ausgedehnt. Auf dieser Datengrundlage sind Arbeiten zu Code-Switching, Höflichkeitsstrategien, kulturellen Schlüsselwörtern und weiteren Themengebieten entstanden.

Wie soll Ihr Forschungsaufenthalt in Münster in Ihr Projekt einfließen?

Ich möchte das Korpus gerne ausweiten und auch hier Videodaten gewinnen. Dabei sollen vorzugsweise Interaktionen zwischen AustauschstudentInnen aus verschiedenen Ländern aufgezeichnet werden. Anvisiert wird eine Aufnahme kurz nach der Ankunft in Münster und eine weitere kurz vor der Rückkehr der ProbandInnen in ihre Heimatländer. Die Hypothese in Bezug auf metakommunikative Akte lautet, dass diese in der späteren Aufnahme häufiger auftreten, da durch den Auslandsaufenthalt eine größere Distanz zu der eigenen Sprache und Kultur zu erwarten ist. Daher könnte also die ‚Kommunikation über  Kommunikation‘ zunehmen.

Warum haben Sie sich gerade für Münster entschieden?

Zunächst hatte ich für mein Forschungsjahr an den englischsprachigen Raum gedacht, aber dort gibt es nur sehr wenige ForscherInnen, die sich der interkulturellen Kommunikation aus linguistischer und sprachgebrauchsorientierter Perspektive zuwenden. Dann nahm ich Europa und speziell auch Deutschland stärker in den Blick. Von Susanne Günthner kannte ich zum einen bereits Forschungsarbeiten zur interkulturellen Kommunikation sowie ihre Mitwirkung an GAT 2, zum anderen wurde ich auf die Arbeit mit authentischen Daten am Centrum Sprache und Interaktion und dem angeschlossenen Sprachlabor des Germanistischen Instituts der WWU aufmerksam. Auch von den Forschungsinteressen her lag die Wahl Münsters aufgrund einiger Übereinstimmungen recht nahe.

Werden Sie auch Seminare anbieten?

Susanne Günthner und ich haben über eine gemeinsame Veranstaltung im Sommersemester gesprochen und als mögliche Themen Interkulturelle Kommunikation oder Metakommunikation anvisiert.

Vielen Dank für das Interview!